2013 · Bremen · Medien

Realistische Malerei, Manfred W. Juergens Wismar Realistische Malerei, Manfred W. Juergens Wismar

Portrait Helmut Schmidt im 95. Lebensjahr

1. Bremer Ein-Bild-Ausstellung · 2013

Bremische Bürgerschaft, Festsaal · 18.12.2013


Maler Manfred W. Jürgens porträtiert Helmut Schmidt

2013

Tafelbild ohne Zigarette · Bremer Maler porträtiert Helmut Schmidt

Uwe Dammann

Weser-Kurier, Kultur · Bremen, 18.12.2013


Bremen

Das Tafelbild des Malers Manfred W. Jürgens, das am Mittwoch in der Bürgerschaft öffentlich vorgestellt wurde, ist das erste autorisierte Porträt von Helmut Schmidt seit den Kanzlerporträts von Bernhard Heisig aus dem Jahre 1986. Gemalt hat das aktuelle Porträt, das anlässlich des 95. Geburtstages des Altkanzlers vorgestellt wurde, der Bremer Manfred W. Jürgens, Mitglied im BBK. Uwe Dammann sprach mit Jürgens über seine Arbeit.

Herr Jürgens, sie mussten acht Jahre warten, bis Helmut Schmidt das Vorhaben endlich absegnete und für Sie – wenigstens für einen Moment – Modell saß. Wie sind Sie darauf gekommen, den Altkanzler zu porträtieren?

Manfred W. Jürgens:

Mein Malerfreund Karmers lud mich vor acht Jahren zu seiner Ausstellung in das Verlagshaus der "Zeit" nach Hamburg ein. Damals wohnten meine Frau und ich noch in Wismar. Am Folgetag führte man uns durch die Katakomben des Imperiums der Zeit. Auf einem recht schmalen Flur kam uns Herr Schmidt entgegen. Guten Tag Herr Schmidt. Guten Tag meine Herren! Ich sah ihn aus nächster Nähe und dachte, was für ein Typ. Charismatisch. Das wäre ein interessantes Modell. In den vergangenen Jahrzehnten versuchten viele ihn zu porträtieren. Vergebens. Die letzten autorisierten Schmidt-Porträts malte vor knapp 30 Jahren Bernhard Heisig aus Leipzig. Schmidt hatte sich ihn für das Portrait im Kanzleramt ausgesucht. Danach lehnte er die nach Aussage seines Sekretariats durchaus zahlreich eingehenden Porträtanfragen ab. Ich habe über die Jahre vergebens mehrere Anläufe mit Hilfe von befreundeten Redakteuren der Zeit unternommen, um sein Ja zum Porträt zu erhalten.

Wie ist der Kontakt zustande gekommen?

Meine Frau Barbara Koppe folgte vor eineinhalb Jahren dem Ruf der Hochschule Bremen als Professorin für Wasserbau. Und ich folgte ihr nach einem Jahr Wochenend-Beziehung und zog aus Hamburg Blankenese in die Bremer Neustadt. Man braucht seine Lebenszeit nicht im Auto zu verbringen. Es ist gut, dort zu wohnen wo man arbeitet. Das vereinfacht vieles. Und da kommt der Maler gern in eine Stadt der kurzen Wege. Für meine Frau sind es drei Minuten Fußweg zur Hochschule. Als sie ihren Ruf annahm, feierten wir ausgiebig mit unseren Freunden bei Mimo auf St. Pauli im Ristorante Italia. Morgens um vier fragte mich der Schweizer Zeit-Redakteur Urs Willmann: Du Manne, sag mal, in der nächsten Woche bin ich zur Redaktionssitzung beim Helmut Schmidt geladen. Hast Du eine kluge Frage für mich? Ja, antwortete ich spontan: Frag ihn, mit welcher Blume er sich von mir malen lassen möchte. Willmann war begeistert und mit seinem Schweizer Charme gelang ihm das, was bereits seit Jahren versucht wurde: Helmut Schmidt von der Notwendigkeit eines neuen Porträts zu überzeugen. Eine Woche später kam dann die Nachricht aus dem Schmidt-Büro: Malen ja, aber ohne Blume. Und nur 15 Minuten wird er sitzen. Mehr ist nicht möglich.

Es gab also nur die eine kurze Sitzung?

Ich war trotzdem glücklich über diese 15-Minuten-Zusage und dachte, das werde ich schon packen. Woher diese selbstbewusste Zuversicht kam, ist mir heute gelegentlich unklar. Vielleicht war es die schon längst ausgeformte Idee, die ich in mir trug. Im Kopf war das Bild seit Jahren in unterschiedlichsten Varianten fertig. Das Sekretariat bei der Zeit organisierte die Sitzung so, dass meine Frau und ich einige Stunden zuvor den Skizzen im Kopf folgend Scheinwerfer in unterschiedlichen Lichtvarianten aufbauen konnten. Als Herr Schmidt mir dann Modell saß, schlug ich ihm drei Bildideen vor. Seine Anworten waren: Geht nicht! Völlig untypisch! Auf keinen Fall. In der Zwischenzeit war die neue Idee da. Ich male ihn als Piloten in seinem Cockpit. Seine Instrumente sind die Bücher. Wissen als Reichtum. Alle perspektivischen Linien der Bücher werden auf seine Stirn zulaufen. Der Krückstock wird zum Steuerinstrument eines Piloten, der seine Maschine selbstbewusst und unbeirrt im Griff hat. Aus den zugesagten 15 Minuten wurde bedeutend mehr Zeit und ich bekam, was ich an Fotoskizzen für meine neue Idee suchte.

Ich finde, die charakteristische Zigarette und der Aschenbecher fehlen, schließlich ist Schmidt der Raucher der Nation.

Der Aschenbecher wurde bewusst weggelassen. Es sollte ein Tafelbild ohne Zigaretten werden. Obendrein wurde während der Sitzung nicht geraucht.

Wie findet Helmut Schmidt sein Porträt?

Er lobt ja nie, aber er hat bei der Vorstellung vor sich hin gepfiffen und gescherzt: "Der Typ auf dem Bild ist jünger als ich." Und da der Altkanzler nichts zu meckern hatte oder "Unfug" oder ähnliches Vernichtendes geäußert hat, ist das für mich Anerkennung genug. Der Bremer Maler Manfred W. Jürgens porträtierte den früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt. Das Bild wurde am Mittwoch in der Bürgerschaft der Öffentlichkeit vorgestellt.

Reproduktion: Manfred W. Jürgens
© Weser-Kurier




Auf keine Zigarette mit Helmut Schmidt

Philip Schroeder

Schweriner Volkszeitung / Neueste Norddeutsche Nachrichten · 17. Juni 2013


Schwerin / Rostock

1986 war es, als Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt sich für sein offizielles Porträt für die Galerie im Kanzleramt ausgerechnet den Maler Bernhard Heisig aussuchte - einen Künslter aus der DDR. Seitdem hat der Altbundeskanzler sich nicht mehr malen lassen.

Helmut Schmidt, Bundeskanzler von 1974 bis 1982 und bis heute als scharfer Debattenredner, harter Krisenmanager und kenntnisreicher Weltökonom verehrt, ist heute Zeitungsherausgeber und Autor - und ein Kunst-Mensch. Der SPD-Politiker liebt die klassische Musik, hat selbst Konzerte eingespielt, im gleichen Studio Abbey Road wie einst die Beatles übrigens. Und Schmidt schätzt die Malerei. Während seiner Amtszeit als Bundeskanzler ließ er das Schild "Bundeskanzler" an seiner Bürotür gegen die Beschriftung "Nolde-Zimmer" austauschen, da er mehrere Werke des Malers im Büro aufgehängt hatte. "Der Expressionismus - das ist die Epoche, in der Helmut Schmidt zu Hause ist und die er auch sammelt", sagt Manfred W. Jürgens.

Auch Jürgens ist Maler, auch er stammt aus der DDR. Seine erste Ausstellung hatte er in Wismar - mit den "Hurenbildern". Fast 30 Jahre nach Heisig durfte Jürgens nun ein Porträt von Helmut Schmidt malen - obwohl der Altkanzler immer wieder betont hatte, er habe keinen weiteren Bedarf an Bildern von sich. "Ich habe es dann aber doch geschafft", sagt Jürgens, und ein bisschen ist ihm der Stolz darüber anzuhören.

Die erste Begegnung mit Helmut Schmidt kam für Manfred W. Jürgens ganz zufällig zustande. Als ein befreundeter Künstler im "Zeit"-Gebäude in Hamburg ausstellte, besuchte er die Vernissage und begegnete auf einem Flur ihm - Helmut Schmidt. "Was für eine charismatische Erscheinung", sagt Jürgens heute noch zu diesem ersten Eindruck. Obwohl - eigentlich war es die zweite Begegnung. Dazu später…

"Darf ich Sie malen?", so einfach kann man einem Schmidt natürlich nicht kommen. Aber als er mit seiner Frau deren neuen Job als Professorin in Hamburg mit Freunden auf St. Pauli gefeiert habe und ein Redakteur von der "Zeit" aus dem Kreis im Morgengrauen in die Runde fragte "Sagt mal, morgen haben wir ein Interview mit Schmidt - habt ihr noch eine Idee, was man den fragen könnte?", erzählt Manfred W. Jürgens, da habe er einfach gesagt: "Frag ihn, ob er sich von mir malen lassen will."

Es brauchte dann einige Hartnäckigkeit. Aber im April 2012 hatte Manfred W. Jürgens dann einen Termin. Bei ihm, dem Altkanzler, dem Zeugen eines Jahrhunderts. Ein bisschen geprüft habe er sich schon gefühlt, sagt Jürgens, eine Art Examen sei das gewesen: "Wir haben über Giacometti geredet und über den Expressionismus, auch über El Greco und Rosemarie Wilcken." Ein italienischer moderner Bildhauer, der griechisch-spanische Maler der Spätrenaissance und Vorbote des Expressionismus und die ehemalige Bürgermeisterin von Wismar… "Schmidt ist eben unglaublich neugierig, gebildet und musisch", sagt Jürgens. Und die Sturheit des Altkanzlers ist legendär. Er brauche kein Denkmal von sich, das habe Schmidt ihm zum Thema Porträt erstmal verkündet, erzählt Jürgens. Aber: "Ich liebe das, wenn es ein bisschen Kampf ist", sagt er zu dem Prozess, bei dem sich Maler und Modell aufeinander einlassen, sich einander öffnen müssen. Sein Eindruck sei gewesen, dass Schmidt gar kein Problem mit Widerspruch und anderen Meinungen habe, jedenfalls weniger als mit andauernder Zustimmung und Lobgehudel. Jürgens: "Schleimerei lehnt er ab. Ich habe erstmal nix gesagt, ihm ohne zu blinzeln in die Augen geguckt - da war alles gut." Erst recht, als sich der Maler und sein Modell über das Thema Arbeit unterhielten. Helmut Schmidt hat das offizielle Rentenalter seit rund 30 Jahren hinter sich - und ist immer noch als Herausgeber der "Zeit " in seinem Büro präsent. "Er hat drei Sekretärinnen dort und zwei in Berlin, die hält er alle gut auf Trab", sagt Jürgens. In Sachen Arbeitsethos sei er mit dem Altkanzler durchaus auf einer Wellenlänge: "Ich will auch malen, bis ich vor der Staffelei umkippe, habe ich ihm gesagt. Das fand er gut."

Jürgens erzählte Schmidt auch von der ersten Begegnung, von der der damalige Kanzler nichts mitbekommen haben dürfte: "1981, bei Schmidts legendärem Besuch bei Honecker in Güstrow. Damals war ich bei der Transportpolizei und habe die Silhouette des Kanzlers im Zugabteil gesehen."

Angefangen hat Manfred Wilfried Jürgens als Seemann. Auf dem Schulschiff "Georg Büchner" - jüngst auf ihrer letzten Reise zum Abwracker gesunken - lernte er das Matrosenhandwerk. Aber da sei immer die Sehnsucht nach der Kunst gewesen, erzählt er heute: "Als ich fünf Jahre alt war, war ich das erste Mal in der Galerie Alte Meister in Dresden." Starken Eindruck habe das gemacht, "ich habe damals gesagt: Wenn ich groß bin, male ich auch den König."

Das hat bisher noch nicht geklappt. Aber Helmut Schmidt, mehr geht ja eigentlich sowieso kaum. Es ist erst das dritte von Schmidt autorisierte Porträt überhaupt. Vor Bernhard Heisigs offiziellem Kanzler-Konterfei gab es noch ein Bild aus Schmidts Zeit als Hamburger Innensenator - das hat der Altkanzler seinem aktuellen Porträtisten verraten. "Das Bild findet Schmidt aber grauenvoll, er hat erzählt, es dürfe frühestens zwei Jahre nach seinem Tod wieder ausgestellt werden", erzählt Manfred W. Jürgens.

Jürgens' "Helmut Schmidt im 95. Lebensjahr" ist ganz anders als das berühmte Bild von Heisigs Hand. Auf dem in altmeisterlichem Stil gemalten Tafelbild blickt Helmut Schmidt gelassen und selbstbewusst auf den Betrachter. Er sitzt. "Stehend, nein, das ginge nicht mehr, hat er gesagt", berichtet Jürgens. Mit seinen nahezu 95 Lebensjahren ist Helmut Schmidt heute im Alltag auf einen Rollstuhl angewiesen. Aber als Jürgens und seine Frau dem Altkanzler das fertige Bild im Hamburger "Zeit"-Haus präsentierten, "da ist er für meine Frau aufgestanden", berichtet der Maler.

Jürgens hat den Altkanzler mit zahlreichen Attributen umgeben. Wie auf den Tafelbildern aus der Renaissance und dem Barock ist jedes Detail immer auch Träger einer Aussage.

Oben im Regal steht eine Büste des "Stern"-Gründers Henri Nannen. Es ist der gleichnamige Journalistenpreis, den Schmidt für seine Tätigkeit als Herausgeber und Autor der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" erhalten hat. Hinter Schmidts Haupt, immer noch frisiert wie zu Kanzlerzeiten, steht im Regal die "Encyclopædia Britannica", Symbol für Schmidts umfassende Bildung. "Er hat gesagt, er sei einer der letzten, die so was benutzen. Die jungen Kollegen hätten alle Google", berichtet Jürgens. Vor Schmidt auf dem Tisch liegt ein Bogen aus der "Zeit" und eine englische Tageszeitung, sie steht für die Liebe des 94-Jährigen zum angelsächsischen Kulturraum und zur englischen Sprache.

Schmidts linke Hand hält einen Krückstock - zuallererst Sinnbild des Alters, aber auf der zweiten Ebene auch eine Art "Steuerknüppel" und in der Bildsprache des Barock das Attribut eines Feldherren und ein Kommandozeichen.

Es fehlen der Aschenbecher und die Zigaretten. Ausgerechnet, wo Schmidt doch der Raucher der Nation ist und selbst bei Fernsehauftritten zur Zigarette greift. Heisig malte Schmidt 1986 mit glimmender Zigarette in der Hand. Und nun? "Er wollte nicht mit Zigarette gemalt werden", sagt Manfred W. Jürgens. Warum auch, schließlich habe der Altkanzler während der mehrstündigen Porträtsitzung nicht geraucht.

Als Manfred W. Jürgens dann vor wenigen Wochen und rund ein Jahr nach der Porträt-Sitzung wieder in Schmidts Büro vorsprach, diesmal mit dem fertigen Bild im Gepäck, da standen Aschenbecher, Zigaretten und Schnupftabak parat. "Er war schon ein bisschen aufgeregt." Aber offenbar zufrieden. Schmidt habe mit dem Kopf gewackelt, vor sich hin gepfiffen und gescherzt: "Der Typ auf dem Bild ist jünger als ich." Schmidt lobe ja nie, habe er gehört, erzählt der Maler. Aber wenn der Altkanzler nicht meckere, kein "Unfug" oder ähnlich Vernichtendes äußere - das sei schon Anerkennung genug.

Bildunterschrift: Das Bild "Ulrich Tukur und die Rhythmus Boys" – 1,47 mal 2,50 Meter groß – enthüllte Manfred W. Jürgens feierlich in der Ausstellung im Baumhaus.
Helmut Schmidt im 95. Lebensjahr, Manfred W. Jürgens, 2013, ist das erste autorisierte Porträt des Altkanzlers seit fast 30 Jahren.
Es ist in Lasurtechnik auf Leinwand und Holz gemalt.
© sh:z 2013





Ex-Wismarer schaffte es: Altkanzler gibt's jetzt in Öl

Ina Schwarz · Ostseezeitung Wismar · 10. Januar 2014

Der Maler Manfred W. Jürgens porträtierte Helmut Schmidt. Bei der Präsentation in Bremen war auch Bürgermeister Thomas Beyer dabei. Er bekam 2004 ein Tafelbild


Wismar / Bremen

Ein Novum: Altkanzler Helmut Schmidt gibt es jetzt auch in Öl. Das Tafelbild -1,34 mal 0,75 Meter groß - wurde kurz vorm 95. Geburtstag der Politikerlegende in der Bremer Bürgerschaft öffentlich vorgestellt. Gemalt hat es Manfred W. Jürgens. Einer, der Wismar tief verbunden ist. Bis 2007 lebte und malte Jürgens in der Weltkulturerbestadt.

Was sein Interesse und diese überbordende Neugierde für die Welt betrifft, kann Jürgens dem großen Schmidt durchaus die Hand reichen. Und das tat er auch. Hat schlappe acht Jahre gedauert, bis der Altkanzler den verrückten Maler in sein Reich ließ. "Immer wieder sagte Schmidts Büro meine Porträtanfragen ab", erinnert sich Jürgens, der durchaus ein Sturkopf sein kann. Wie oft im Leben gibt er nicht auf. Und siehe da: Eines Tages sagt Schmidt "okay".

So entstand im Atelier von Manfred Jürgens in fünf Monaten das erste autorisierte Porträt von Heimut Schmidt seit dem Kanzlerporträt von Bernhard Heisig aus dem Jahre 1986. Eine starke Kür. Doch warum fehlt die Zigarette? "Haben wir bewusst weggelassen", erzählt Jürgens, der Schmidt in seinem Hamburger "Zeit"-Büro wie einen Piloten in seinem Cockpit malte. "Wer genauer hinschaut, wird sehen, dass zum Beispiel alle perspektivischen Linien der Bücher auf dem Bild auf die Stirn des Politikers zulaufen. Dort sitzt sein Wissen, sein Reichtum. Und der Krückstock ist sein Steuerinstrument."

Jürgens malt, seitdem er drei Jahre alt ist. In dem Alter hat vielleicht auch Schmidt angefangen, im kindlichen Spiel den eigenen kreativen Ausdruck zu finden. Ja, auch Helmut Schmidt hat gemalt. "Und ganz wunderbar Klavier gespielt", erzählt Jürgens. "Ich weiß noch, als ich seine Hände malte, dass ich dachte . . . wow, damit hat er vor Jahrzehnten wunderbare Stücke für seine Freunde auf dem Flügel gespielt." Im Februar 2013 präsentiert Jürgens dem Altkanzler sein Werk. Der empfängt ihn mit den Worten: "Ah! Mein Maler kommt!" Schmidt, der selten lobt, kommentiert weiter: "Der Typ auf dem Bild ist jünger als ich." Dann reden Politiker und Künstler über Gott und die Welt, auch über Wismar. Helmut Schmidt kennt die Stadt, hat im vergangenen Jahr Rosi Wilcken besucht. "Schmidt schätzt diese Frau", sagt Jürgens. "Er hat mich in Sachen Kunstgeschichte getestet. Wir haben auch über Politik und Wissenschaft geredet, das ging bis zur Kriegsgefangenschaft meines Vaters", erinnert er die Begegnung. "Es war ein intellektueller Genuss, mit diesem Mann zu reden", schwärmt der Maler, der neben Prominenten wie Till Lindemann, Ulrich Tukur, Kai Maertens und Paul Millns auch Kühe, Möwen und den Blick auf St. Pauli malte. In Wismar schlug er Ende der 90er-Jahre mit seiner Serie "Huren", die er in Lebensgröße abbildete, durchaus Wellen. "Kuh, Kneipe, König", fasste er während der Präsentation des Schmidt-Porträts seinen Schaffenskreis kurz und gewohnt witzig zusammen. "Ja, Schmidt ist für mich so was wie ein König", sagt Rotschopf Jürgens. Ob es schon eine Idee gibt, wer demnächst als "Königin" in Öl und Eitempera gebannt wird? "Montserrat Caballe", schmunzelt Jürgens verschwörerisch. "An einem Treffen mit dieser großen Sängerin sind meine Frau Barbara und ich gerade ganz dicht dran."

Bildunterschrift: Das Bild "Ulrich Tukur und die Rhythmus Boys" – 1,47 mal 2,50 Meter groß – enthüllte Manfred W. Jürgens feierlich in der Ausstellung im Baumhaus.
Das Tafelbild des Malers Manfred W. Jürgens zeigt Helmut Schmidt (95) in seinem Büro im Hamburger Verlagshaus "Die Zeit". Es ist das erste autorisierte Porträt des Altkanzlers seit 1986.
Altkanzler Helmut Schmidt im Gespräch mit Manfred W. Jürgens im Februar 2013. Damals sah er sein Porträt zum ersten Mal. Foto: Urs Willmann
Manfred W. Jürgens in seinem Atelier zwischen zwei (damals noch unfertigen) Tafelbildern: Im Hintergrund Schauspieler und Musiker Ulrich Tukur mit seinen " Rhythmus Boys ". Links ein Porträt von Erna Thomsen auf St. Pauli in Hamburg.
Auch Thomas Beyer saß dem Maler Modell. Zwischen 2003 und 2004 entstand das Tafelbild.
© Ostseezeitung Wismar



Radio Bremen TV · buten un binnen · 18.12.2013

1. Bremer Ein-Bild-Ausstellung · 2013

Von Mathias Siebert, Kamera Jens Stumper, Schnitt Susanne Hensdik · Video © rb


Maler Manfred W. Jürgens porträtiert Helmut Schmidt

2013