2015 · Ein Bildnis entsteht

Video © Manfred W. Jürgens · 2015

Pietà · Die Geschichte eines Tafelbildes

Musik © Delta Music und Entertainment GmbH und Co.KG

Pietà Realistische Malerei, Manfred W. Jürgens Pietà Realistische Malerei, Manfred W. Jürgens

Pietà

Lasurtechnik auf Leinwand auf Holz, 0,80 x 2,00 m | Detail

Gedanken zum Bild


Die Auseinandersetzung mit Kommen und Gehen, Liebe, Verlust, Trauer, Leid und Tod ergreift irgendwann jeden Menschen. Gewollt oder ungewollt. Sie ist Bestandteil unseres Seins und trägt sicher unsere unumgängliche irdische Vergänglichkeit als Ursache in sich. Dass sich Gläubige diesem Thema spirituell annehmen, ist nachvollziehbar. Seit es den Menschen gibt, setzt er diese Prozesse, Werte und Inhalte gestalterisch um. Otto Dix erkennt 'Die alten Themen sind die Besten'.

Je unruhiger sich mein Umfeld gestaltet, je hektischer die Gesellschaft sich formt und wandelt, die Demokratie in ihre Krise gerät, desto grösser wird meine Sehnsucht nach Ruhe und Andacht. 2013 sah ich in Porto das Bild ❯ Mártir Cristão von Joaquim Vitorino Ribeiro aus dem Jahr 1879.

Wir, die Besucher des Museums, standen leise und andachtsvoll vor der Bildtafel. Sie berührte. Unfassbare Andacht. Stille. Meine innere Stimme sagte mir später: Das ist die Idee für eine eigene Pietà. Irgendwann male ich ein eigenes Andachtsbild. Gleiches fühlte ich schon oft beim Anblick der Werke von Giovanni Bellini in Venedig.

Als dann Monate später bei einer Sitzung zum Thema ❯ Lucretia Realistische Malerei, Künstler heute, Realismus Kunst, Zeitgenössische Maler, Neue figurative Sachlichkeit, Porträtkunst realistisch, Porträtmalerei Porträtmaler, Bildnisse, Porträts, Stillleben, Bildende Kunst, Stilllebenmalerei, Stilllebenmaler, Manfred W. Jürgens Wismar mein Modell, des Inhalts wegen der Ohnmacht nahe, sich aufs Sofa legte und das getrunkene Wasserglas absenkte, war die Idee geboren. Das Glas ist leer und wird gleich zu Boden fallen. Und da waren die aufstrebenden Linien wie bei Ribeiro. Die Haare flossen dahin wie gelebtes Leben. Das Tattoo schlich sich als Tod in die Wesenheit und entrückte die Figur auf seltsam schwebende Art dem Jetzt.

Die nächsten Monate gehörten dem Thema Pietà. Warum sollte ich das mittelalterliche Thema nicht transformieren mit einem Menschen von Heute? Oft dachte ich, vielleicht ist es die zurückgelassene Maria selbst. Der Gedanke gefiel mir und ich verlieh, trotz der gewählten Kälte des Bildes, dem Inhalt etwas Entschwebendes. Sofa, Stiefel und Kleid sind eine merkwürdige Mischung verschiedener Zeiten und Inhalte. Willkommene Gründe für Irritation.

Reaktionen auf die Tafel gab es bisher nur im Atelier. Auffällig ist die Stille, die das lebensgroße Bild auslöst. Auch bei Menschen die nicht aus unserem Kulturkreis stammen. Meinungen und Äusserungen zur Tafel: Lebt sie noch? · Ich sehe die Schönheit des Seins, den vergehenden Schmerz und die Erlösung. · Woran ist sie gestorben? Am Verlust? · Hat sie sich vergiftet? · Ist ihre Seele noch hier? · Da schwingt auch eine erotische Komponente mit. Seltsame Mischung. · Der Welt entrückte Andacht. · Sehr sanft entschwebend. · Welch eine Ruhe. · Vielleicht auf der Party liegen geblieben?
Es gab auch empörte Newsletter-Abbestellungen aus den Vereinigten Staaten.


© MWJ, 23.07.2014



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