❯ Opening | Béatrice Busjan | 21/3/2003 |
❯ Gallery | Wollhalle | 21/3/2003 |
❯ Impression | Seele macht sie verwandt | 26/3/003 |
Wismar / Güstrow
Etwa 80 Kilometer von der Hansestadt entfernt treffen mit der Dämmerung Wismarer in der Schlossstadt Güstrow ein. Eine Invasion. Doch nicht Feinde fallen in die historische Barlach-Metropole ein, sondern Freunde. Freunde der Malerei, der Fotografie, der Musik, der feinen Genüsse eben. Freunde vor allem von Manfred W. Jürgens.
Es ist Freitagabend. Der vorletze im kalten Februar. Die Städtische Galerie 'Wollhalle' ist hell erleuchtet. Dort stellen bis zum 30. März der Maler Manfred W. Jürgens und der Berliner Fotograf Manfred Paul aus. Thema: 'Portraits'.
Mehr als 300 Menschen wandeln schliesslich zur Vernissage durch die hohen Galerie-Hallen. Die Güstrower Organisatoren staunen: Wie bitte? Sogar der Wismarer Stadtpräsident sei unter den Gästen? Klar, so die selbstbewusste Antwort der lokalpatriotischen Gäste. Der hätte schliesslich sogar den Bus organisiert, der vom Wismarer Marktplatz aus startete und unter anderem auch den Wismarer Kultursenator vor der Wollhalle ausspuckte. Kleine Schweissperlen auf den Gesichtern der netten Galeristinnen, die schnell noch die Namen der Wismarer Stadt-Prominenz für die Begrüssung üben. Sie sind so begeistert wie wahrlich baff über die enorme Resonanz aus der fernen Hansestadt.
Für Manfred W. Jürgens, der sich und seine Malerei jahrelang gar nicht zeigte, ist es die fünfte Anstellung seit seinem Debüt 2001 im Wismarer 'Baumhaus'. Der 46-Jährige studierte Wissenschaftsgrafik und Fotografie in Berlin. Dort lernte er 1985 auch Manfred Paul kennen. Ihm, seinem Professor für Fotografie, verdankt er massgeblich seine künstlerische Sichtweise. Fast zwanzig Jahre später stellen die beiden erstmals gemeinsam aus.
'Manfred Paul interessiert bei seinen Portraits die Abbildung des gelebten Lebens, die Überprüfung ob sich die Seele in die Oberfläche einschreibt, ob also mit der Abbildung der äusseren Erscheinung eines Menschen zugleich ein Psychogramm entsteht', sagte Beatrice Busjan, Direktorin des Stadtgeschichtlichen Museums Wismar, in ihrer Eröffnungsrede über den Berliner Fotograf. Und der Maler verriet ihr: 'Wenn Farbe nicht nur Haut und Stoff, sondern auch zu Seele wird, dann habe ich die leere Flache überwunden.' Spürbare Seelenverwandtschaft zwischen dem Meister und seinem Schüler von einst.
Mitunter mehrere hundert Fotos macht Jürgens als Vorstudie für seine Portraits. Erst kürzlich streifte er zu diesem Zwecke mit seiner Frau Barbara Koppe durch die Gassen der Lagunenstadt Venedig. Dort trafen die beiden den Schauspieler und Musiker Ulrich Tukur. Neben Paul Millns und Till Lindemann entstand mit Tukur das mittlerweile dritte Musiker-Promi-Portrait. Eines, an dem durchmalte Nächte hängen. Lachen und Weinen an der Staffelei. Licht und Schatten. Eines, dessen Geburt auf der Leinwand immer wieder die Musik begleitete. Lebensnotwendig für den Maler. Wohl auch deshalb wurde aus dem einstigen Model Paul Millns ein Freund. Der Londoner gab zur Vernissage in der Wollhalle ein Konzert.
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