❯ Galerie | Holly Snapp | 21.10.2005 |
❯ Eindrücke | Venedig-Ausstellung | 10/2005 |
Wismar / Venedig
Der venezianische Maler Bellini ist eines seiner Vorbilder. Maler Manfred W. Jürgens wandelt auf dessen Spuren. Derzeit zeigt er Arbeiten in San Marco. In Venedig würden wir gern leben, sagt Manfred W. Jürgens. Und während der Maler das sagt, wird sein Blick ganz weit.
Seine Frau und Managerin Bärbel Koppe schmunzelt und nickt dazu. Auch sie liebt die Lagunen-Stadt. Vom Vaporetto, dem schaukelnden Wasserbus aus, zeigen die beiden Hansestädter in Richtung Dogenpalast und auf die märchenhafte Skyline der Insel. Viele der Häuser hat der Wismarer Künstler bereits gemalt. Venedig wurde im letzten Jahr zu seinem bevorzugten Motiv. Ein 'Maler-Schicksal', mit dem der norddeutsche Künstler nicht alleine steht. Venedig macht seit Jahrhunderten die Kreativen süchtig. Und wohl auch erfolgreich. Viele der Jürgens-Malereien sind - in dicker Folie sicher verpackt - im Kleinbus eines Freundes in der vergangenen Woche bis vor die Tore Venezias gerollt und anschliessend über den Canale Grande geschippert. Darunter die Serie 'Huren', Landschaften, Stillleben und Porträts - übrigens auch das von Senator Thomas Beyer aus Wismar.
Der Maler, seine Frau und viele Freunde flogen zur Vernissage hinterdrein. Treffpunkt war die Galerie von Holly Snapp in der charmanten Calle delle Botteghe. Die gebürtige Amerikanerin, die in San Marco drei Galerien führt und deren Mann Geoffrey Humphries selbst ein bekannter Maler in Venedig ist, hat ein gutes Gespür für aussergewöhnliche Malerei. 'Passion und Perfektionismus', wie sie es zusammenfasst, ergeben in Jürgens Malerei eine Kombination, die die Galeristin überzeugt hat. Empfohlen wurde ihr der rotschopfige Maler aus Wismar übrigens von dem Hamburger Schauspieler Ulrich Tukur, den Jürgens vor einem Jahr porträtierte. 'Es war vor zwei Jahren in der Kneipe ,Silbersack' in Hamburg', erzählt Holly Snapp auf der Vernissage. 'Da hat Uli mir von einem verrückten Maler erzählt. Ich habe dann ein paar Bilder gesehen, die ich gar nicht verrückt fand, sondern sehr gut.'
Am vergangenen Freitag wurde in Venedig die Ausstellung von Manfred W. Jürgens eröffnet. Seine ersten Eindrücke nach der Vernissage: 'So viel Anerkennung wie ich heute hier bekommen habe, habe ich in den letzten vier Jahren in Deutschland nicht bekommen.' Seinen 'Neuen Realismus', wie er es selbst nennt, mochten dort nur wenige. In Venedig hingegen sind die Leute gerührt. 'Erstaunlich zu beobachten, wie sich die Leute hier in die Bilder regelrecht reinfallen lassen', so Bärbel Koppe. 'Tolle Arbeiten', bestätigte auch Journalistin Petra Reski. Die Autorin lebt seit vielen Jahren in Venedig. 'Nur wenige Maler sind in der heutigen Zeit technisch so ausgereift wie Manfred W. Jürgens', so der junge Berliner Maler Steffen Heier in einem Galerie-Gespräch in Venedig.
Manfred W. Jürgens kennt die Probleme des 'Propheten im eigenen Lande'. Gründe dafür, dass nur wenige Schritte vom Markusplatz entfernt die Leute seiner realistischen Malerei viel aufgeschlossener gegenübertreten als hierzulande, kann er selbst nur vermuten: 'Vielleicht liegt es daran, dass die Technik, die ich anwende, genau hier in Venedig und in Florenz vor 500 bis 600 Jahren entstanden ist. Kann sein, dass genau das in den Menschen noch drin ist, dass sie dadurch einfach verstehen, was ich tue.' Manfred W. Jürgens zeigt eine Auswahl seiner Arbeiten im nächsten Jahr im Wismarer Baumhaus.
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