Bildnis Franca Cuneo


Lasurtechnik auf Leinwand auf Holz, 105 x 77 cm, 2013/14

Ja, ich liebe starke Frauen


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Im Glauben, etwas zu verpassen, zogen meine Frau und ich 2007 für sechs Jahre von Wismar nach Hamburg. Nun wohnten wir auf St. Pauli, 37 Meter von der Herbertstraße entfernt. Mitten im Epizentrum deutscher Prostitution, in einer Loftwohnung über dem Hotel Hanseport Ecke Erichstraße.

Trotz des exorbitanten Trubels lebt es sich dort wie in einem Dorf. Am Tag hat der St. Paulianer viel Zeit. Die Geschäfte beginnen bei den meisten am Abend und enden nach exzentrischer Nacht im ermüdenden Morgen. Junggesellenabschiede verwässern den Partyrummel. Der soziale Zusammenhalt ist unter den Einheimischen noch groß. Mental ist man kompatibel. Wer hier wohnt, lebt oder auch arbeitet, gehört dazu, ist Teil eines sich schnell verschleißenden Getriebes. Die Dichte der Abgestürzten ist zunehmend. Selten hatte ich Gelegenheit, so tief in unsere menschlichen Abgründe zu sehen. Leicht findet man Zugang zu Bewohnern und Gästen. Fühlt sich so ein erfülltes, buntes Malerleben an? Gelegentlich habe ich dieses Gefühl. So war es auch, als ich die 87-jährige Kiezwirtin ❯ Erna Thomsen Realistische Malerei heute, Neuer Realismus, Manfred W. Jürgens, Maler Malerei, Kunst Künstler, Wismar in Hamburg porträtierte.

Meine Frau macht beruflich Hafenplanung, sie ist Wasserbauerin. Das passt zum Ort. Wir arbeiten gern und oft bis in die Nacht. Hast Du schon etwas gegessen? Nein. Es ist bereits 24 Uhr! Lass uns ins Cuneo gehen, außerdem ist mir nach Rotwein. Wir gehen zwei Straßen weiter zu Franca.

Francas Cuneo liegt um die Ecke. 1905 begann ihr Großvater Francesco Antonio Cuneo hier das erste Speiselokal mit italienischer Küche in Deutschland zu etablieren. Zu dieser Zeit gab es in Hamburg Schilder an Häusern mit der Aufschrift 'Hunde und Italiener draußen bleiben!' In den ersten Jahren war das Lokal Destillation und Weinhandlung, durchlebte schwere und großartige Zeiten. Es blieb immer in Familienbesitz. Franca führt es heute in vierter Generation.
Die quirlige Stimmung im Ristorante erweckt nie erlöschende Neugierde in unseren Augen.

Oft sitzen wir hier spät nach der Arbeit, nachts nach Theaterbesuchen, treffen Freunde. Gern sind wir bei Franca zu Gast. Sie gibt uns das verzaubernde Gefühl, zu einer großen Familie zu gehören. Den Gästen schaut sie in die Augen und verliert dabei nicht das Gespür einer Regisseurin. Eine, die intuitiv an den richtigen Fäden zieht, um ihre Theaterbühne spannungsvoll mit Liebe zu bespielen. Den Spirit von einst hält sie ohne sich zu verbiegen aufrecht. Zu Arbeitsbeginn hört sie Paolo Contes 'Genova per noi'. Die Lyrik rührt mich oft zu Tränen und ich denke, er hat dieses Stück nur für sie geschrieben. Natürlich tat er das nicht, aber es passt 1:1 zu ihr und zu diesem Ort. ❯ Hier ist der Text in der deutschen Übersetzung sowie im italienischen Original zu lesen.

Von Franca war ich sofort begeistert. Ich liebe starke Frauen. Und so wurde bei schmackhafter Pasta mit Spinat und Rotwein der Wunsch, sie zu porträtieren, geboren.
Eine schüchterne Frage meinerseits. Franca sagte zu. So entstand ein intensives Bildnis, ein sinnlich leises.

Danke Franca!

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❯ Zu Franca nach Hamburg ins Cuneo | Bitte grüßen Sie sie von mir bei Ihrem Besuch im Cuneo!

© MWJ, Wismar, 17.01.2019